Gestern Abend, so mein Ehemann, habe er nachgedacht und frage sich nun, ob dieser Winter ohne Schnee – jedenfalls bisher – aber dafür mit viel Matsch, Regen, Nebel und Wind für mich und mein Lieblingspferd nicht sehr unangenehm sei. Das Auto, die Schuhe, die Jacke und die Handschuhe jedenfalls hätten eine echte Belastungsprobe zu bestehen. Und darüber solle nun ich, seine Ehefrau, doch einmal nachdenken.
Kein Problem dachte ich, denn die Belastungsprobe für das Auto ist im Augenblick für mich das kleinste Problem. Schuhe, Jacken und Handschuhe habe ich schon fast aufgegeben und hoffe zur Bestandserneuerung auf den Winterschlussverkauf.
Aber was weiß der Ehemann schon von den Versuchen Schnallen und Riemen einer Pferdedecke mit eiskalten Fingern zu öffnen oder von dem verkrusteten Zeug am Schweifriemen – ohne Zweifel gefrorene Reste von Pferdeäpfeln, die in kalten Tagen und Nächten eine immer festere Kruste bilden. Ein Wintergeschenk, das man bis mindestens März nicht mehr los wird. Er weiß nicht, dass Boots fast nie wasserfest sind und auch drei Paar Socken bei Nässe und Kälte kein wohliges Gefühl verbreiten.
Und was weiß der Ehemann schon von dem Erlebnis dem Lieblingspferd nach einem Nebel-, Regen- und Wind – Wintertag auf der Weide, abends im Stall die Decke abzunehmen? Sie ist klatschnass, hat überall braune Flecken, von denen man nur hoffen kann, dass tatsächlich nur Matsch ist. Sie ist dick und schwer und bei dem Versuch sie irgendwo (!) aufzuhängen, tropft Schlamm (zumindest hoffe ich, dass es Schlamm ist) und Wasser (zumindest hoffen ich, dass es Wasser ist) auf Schuhe, Jacke und Handschuhe. Es gibt in einem normalen Stall eben wenige Orte, wo man eine große, nasse Pferdedecke ausbreiten und realistischerweise erwarten kann, dass sie trocknet. Zwei Tage später ist sie immer noch so nass wie beim Abnehmen, aber dann riecht sie außerdem feucht und abgestanden. Einmal mehr nehme ich mir vor das Internet nach Lifehacks für Winterdecken der Lieblingspferde zu durchsuchen.
Pferdebeine und -bauch sind mindestens genauso nass, dazu noch matschig braun und trocknen nur unbedeutend schneller als die Pferdedecke Selbst in Mähne und Schweif lauern Schlammreste. Das Ausbürsten scheint Stunden zu dauern, ohne dass man am Ende wirklich zufrieden sein kann. Und ein Ausritt? Die Wege sind rutschig, der Wind bläst kalt, der Regen nieselt. Alles wird feucht und klamm. Und was weiß der Ehemann schon von dem Erlebnis selbst kalt und verfroren das Lieblingspferd dann wieder so herzurichten, dass es zufrieden, trocken und warm seine Box genießen kann, Sattel und Zaumzeug so zu pflegen, dass es über Nacht keinen Schimmel ansetzt und auch im feuchten Winter geschmeidig bleibt?
Aber ist es nicht ein gutes Gefühl Wind und Wetter zu jeder Jahreszeit gemeinsam mit dem Lieblingspferd zu trotzen? Und man weiß ja nie, vielleicht bekommt man sogar ein bisschen Sonnenschein. Und schließlich muss auch der beste Ehemann nicht alles wissen. Und das so mein Ehemann, habe er eigentlich nur hören wollen und überhaupt, sei das mit dem Auto auch egal, dass könne man im Frühjahr – genauso wie das Lieblingspferd – ja wieder richtig putzen.