Gestern Abend, so mein Ehemann, habe er nachgedacht und frage sich nun, ob es, mein Lieblingspferd, vielleicht wichtiger sei in meinem Leben, als er, mein Ehemann. Eine englische Versicherung habe schließlich nach einer Umfrage ein bemerkenswertes Fazit gezogen: Ein Pferdeleben hielte demnach deutlich länger als eine Reiterehe. Außerdem sähen 90% aller weiblichen (!) Pferdebesitzer, so mein Ehemann, in ihrem Pferd einen Partner fürs Leben, aber die Hälfte von ihnen trenne sich im Durchschnitt nach zehn Jahren von Ehemann oder Freund. Und darüber solle nun ich, seine Ehefrau, doch auch einmal nachdenken.
Kein Problem, dachte ich, denn wir haben diese statistische Kurve bereits gedreht. Wir sind länger als zwölf Jahre verheiratet und mein Lieblingspferd lebt erst seit sechs Jahren mit mir. Und es würde mir auch gefallen, wenn das Zahlenverhältnis so bliebe. Und doch hat mich die abendliche Bemerkung nachdenklich gemacht, denn es gibt durchaus Situationen in denen Pferde deutlich besser abschneiden als Ehemänner:
Es macht Ihnen nichts aus jeden Tag das Gleiche zu essen und im Sommer bedienen sie sich draußen selbst.. Es ist angenehm mit jemandem umzugehen, der gelernt hat keinen Widerstand zu leisten. Pferde hören sich geduldig alle Sorgen an und sagen niemals „Du bist zu sensibel“, „denk doch noch einmal darüber nach“ oder im schlimmsten Fall, “mmh“. Mit geduldigem Training reagieren sie auf feinste Hilfen und Ansagen. Sie beschweren sich nie, wenn man, mal wieder, etwas später kommt. Sie nehmen nicht zur Kenntnis wenn die Taille ein bisschen breiter wird und die Reithose zwickt. Und von hinten sieht jedes Pferd wunderbarerweise dicker aus als ich.
Selbstverständlich, so meine weiteren Überlegungen, beweisen Männer aber in anderen Situationen auch deutlich ihre Überlegenheit:
Sie machen (manchmal) Geschenke, bringen (gelegentlich) Blumen mit oder laden (hin und wieder) zum Essen ein. Man kann sie ohne großes Risiko der Zerstörung ins Haus lassen. Sie sind im Allgemeinen ‚nachher’ leichter zu reinigen. Auch Ehemänner hören sich manchmal Probleme an und haben dann tatsächlich Lösungsvorschläge. Sie sind in der Lage sich selbst zu waschen, können ihre Füße und Zähne selbst pflegen. Meistens jedenfalls. Es ist deutlich leichter sie überall mit hinzunehmen. Und sie können Dinge, die sie kaputt gemacht haben, entweder reparieren oder neu kaufen.
Schließlich erkannte ich, dass Ehemänner und Pferde durchaus auch Gemeinsamkeiten haben:
Beide werden schlecht gelaunt, wenn das Essen zu spät kommt. Beide nehmen keine Notiz von meinem Friseurbesuch. Lässt man sie zu lange allein, vergessen beide das in der Beziehung Gelernte sehr schnell. Die beste Ankaufsuntersuchung schützt nicht vor versteckten Mängeln.
Pferde und Ehemänner sind nicht eitel, wenn es um ihr Aussehen geht, kümmern sich aber auch nicht darum. Sie haben beide keine Ahnung wann ich Geburtstag habe. Und beide können mir den Rücken stärken, so oder so.
Und ohne große Umfrage kann ich nun mein persönliches Fazit ziehen: Manchmal kann es durchaus leichter sein allein mit einem Pferd als Partner zu leben, als eine gute Ehe zu führen. Aber es ist es immer wert beides gleichzeitig zu probieren. Und das, so mein Ehemann, habe er eigentlich nur hören wollen.