Laut Beschluss der Landesregierung von Rheinland-Pfalz werden ab 01.11.2020 auch wolfsabweisende Zäune für Rinder und Pferde finanziell gefördert.
Dies gilt derzeit für Präventionsgebiete und Pufferzonen in Eifel und Westerwald.
Zu dem Beschluss kam die Arbeitgruppe „Runder Tisch Großkarnivoren“ des Mainzer Umweltministeriums, an dem neben Umweltverbänden und dem Landesjagdverband für die Weidetierhalter auch die VFD sowie der Bundesverband der Berufsschäfer beteiligt sind.
Über das Abwehrverhalten von recht großen Weidetieren wie Pferde und Rinder weiß man derzeit noch nicht sehr viel. Da es aber bereits mehrfach zu Wolfsrissen von Kälbern und Fohlen in Deutschland kam, muss davon ausgegangen werden, dass auch größere, auf den ersten Blick wehrhaft erscheinende Weidetiere Schutz vor dem Wolf benötigen. Dass dies mit vergleichsweise einfachen Zaunaufrüstungen möglich ist, zeigen die Studien der Schweizer Agridea:
http://www.protectiondestroupeaux.ch/zaeune-weitere-schutzmassnahmen/filme-zaeune-hochdeutsch/
Von der VFD gibt es weiteren Rat:
www.vfdnet.de/images/Registered/Bundesverband/Dateien/Artikel_Chris/Wolf/Schutz_von_Equiden_vor_dem_Wolf.pdf
Die rheinpfälzische Entscheidung wird auch als Wertschätzung des eminent wichtigen Beitrags von Weidetierhaltern zur Biodiversität gesehen. Erreicht wird das vor allem durch den Erhalt von altem, wenig ertragreichem und somit sehr artenreichem Dauergrünland. Dabei spielt es keine Rolle, ob die Tierhalter dies beruflich oder privat aus Passion betreiben. Jeder Dunghaufen auf der Wiese bietet zahllosen Kleinstlebewesen Lebensraum, welche wiederum für Vögel und Fledermäuse eine wichtige Nahrungsgrundlage bilden.
Von den knapp 4 Mio. Hektar Dauergrünland in Deutschland werden rd. 1,5 Mio. Hektar (fast 38%) für Pferde benötigt. Von Deutschlands Pferdebestand steht aber nur etwa die Hälfte bei Züchtern oder in Vereinsställen. Die andere Hälfte wird von Menschen ohne große Sport-Ambitionen oder beruflich betriebener Pferdezucht zur eigenen Freude und Passion hinter dem Haus und vor allem in der offenen Landschaft gehalten. Da Pferde allgemein Gras und Heu von niedriger Energiedichte benötigen, um mittelfristig gesund zu bleiben, wird auf Pferdeweiden und Heuwiesen wenig bis gar nicht gedüngt oder Gülle verteilt. Als Folge ist die Artenvielfalt dort besonders groß, der Reichtum an Pflanzen, Insekten, Vögeln und Kleinsäugern im Vergleich zur ausgeräumten Agrarsteppe um ein Vielfaches größer.
Pferdeweiden sind aber nicht nur Inseln der Artenvielfalt, sie spielen auch eine große Rolle bei der Vernetzung von Biotopen, sind Trittsteine und Zwischenlandeplätze für Migratoren, fliegende, kriechende oder laufende Wanderer des Tierreiches.