Sind Turniersport und der artgerechte Umgang mit Pferden ein Widerspruch? Mit dieser Frage befassten sich bei der Podiumsdiskussion auf dem Schwantelhof in Bitz die Berufsreitsportler Grischa Ludwig und Ute Holm (Reining u. Cutting) sowie der durch die Fernseh-Doku-Serie „Die Pferdeprofis“ bekannte Bernd Hackl.
Show Managerin Sandra Quade stellte die Experten vor, und Bernd Hackl begann mit der Debatte:
„Es gibt im Reit- und Pferdesport allgemein viele Definitionen von Horsemanship. Der Begriff wird aber sehr oft falsch verwendet. Für mich persönlich ist der Begriff jedenfalls wie eine Ehe zu verstehen. Man sitzt im selben Boot und versucht, zusammen etwas aufzubauen“, so Hackl.
„Für mich ist es wichtig, wenn sich jemand Horseman nennt, dass er auch versucht, sein Pferd zu verstehen und so handelt, dass ebenfalls sein Pferd ihn verstehen kann“, meinte Ute Holm. Für Grischa Ludwig, dessen professionelles Trainingszentrum sich auf den Bereich Ausbildung von Reiter und Pferd sowie auf die Zucht von Reining-Pferden spezialisiert hat, ergänzte: „Man muss zunächst einmal das Naturell des Pferdes verstehen.“
Alle drei Diskutanten waren sich darin einig, dass im Profi-Sport, aber auch im Freizeitbereich, vielen Reitern das Wissen über die Vierbeiner fehlt.
„Wenn das Wissen da ist, muss der Reiter auch ein Gewissen haben“, forderte Hackl.
Einen Widerspruch zwischen Turniersport und Horesmanship sah keiner der drei Podiumsteilnehmer. Ferner waren sich alle drei Experten darin einig, dass sich „nicht jedes Pferd dafür eigne“. Ein weiteres Problem seien oftmals die Besitzer der Pferde, die „mit konkreten Vorstellungen auf die Ausbilder zukommen“, sagte Hackl.
Manchmal sei das Pferd nicht für diese oder jene Disziplin geeignet, beziehungsweise in seiner Entwicklung nicht weit genug, um ausgebildet zu werden. „Viele Trainer können es sich nicht leisten, dem Kunden zu widersprechen, weil sie ihn nicht verlieren wollen“, stellte Hackl fest. Grischa Ludwig kennt diese Problematik, betont aber, dass er sich „das Recht herausnimmt, auch Forderungen der Kunden abzulehnen.“ Außerdem müsse man ein Gefühl dafür entwickeln, was für jedes einzelne Pferd das Richtige ist. Das Gespür für die Ausbildung der Vierbeiner hätten aber nicht alle.
„Und eine einheitliche Ausbildung für Trainer gibt es eben nicht“, sagte er. Damit sprach er ein weiteres Problem an.
Aus dem Publikum kam der Einwurf, dass das große Problem die Abreiteplätze seien, auf denen sich die Reiter bei einem Turnier auf ihren Auftritt vorbereiten. „Da spielen sich Dramen ab, die nach außen kein gutes Bild abgeben“, so der Zuschauer in der Diskussion. Grischa Ludwig plädierte daraufhin für „eine harte, aber faire Aufsicht auf den Plätzen“. Und Ute Holm sieht auch die Reiter in der Pflicht:
„Wenn man sieht, dass jemand zu hart mit seinem Pferd umgeht, dann muss man dahingehen und etwas sagen, egal ob man sich damit beliebt macht oder nicht.“