Die Turniersaison ist in vollem Gang, die Pferde werden stark beansprucht. Auch Verletzungen beim Training, auf der Weide oder bei einem Ausritt sind keine Seltenheit.. Ob nun Abkühlung nach einem heißen Ritt oder erste Hilfe immer gilt es einige grundsätzliche Regeln zu beachten.
Bei starken Schwellungen, vor allem an einem Gelenk, sollte auf jeden Fall der Tierarzt hinzugezogen werden. Als erste Hilfsmaßnahme aber kann man die Schwellung kühlen
Durch Kühlung ziehen sich die Gefäße zusammen und der Temperaturunterschied wird mit einer gesteigerten Blutzirkulation anschließend wieder ausgeglichen. Die vermehrte Durchblutung regt den Kreislauf an und die Schmerzbotenstoffe werden drastisch reduziert. Dieser Wechsel ist es, der bei Pferden angelaufene Beine abschwellen lässt, Muskelpartien lockert oder generell wieder fit macht.
Kühlen kann man auch bei beginnenden Verletzungen durch Überbelastung. So werden Entzündungsreaktionen und Schmerzen begrenzt und damit viel Genesungszeit gewonnen. Eine Schwellung, die sich nicht ausbreitet, muss der Körper schließlich auch nicht abbauen. Obendrein hat das Kühlen die angenehme Wirkung, dass der Schmerz nachlässt.
Doch Vorsicht: Zu starkes Kühlen kann unter Umständen zum Kreislaufschock oder zu Hauterfrierungen führen, deshalb bitte kein eiskaltes Wasser oder Eiswürfel direkt auf die geschwollene Haut oder womöglich auf das ganze Pferd geben. Kühlung ist ein sehr wirksames Mittel, das bei falscher Handhabung aber auch gefährliche Folgen haben kann. Ein zu langes und zu tiefes Abkühlen muss deshalb unbedingt vermieden werden.
Wer kein Risiko eingehen möchte greift am besten eignen sich speziell für diesen Zweck entwickelte Kühlprodukte.
Kühlgel
Kühlgele sind erfrischend, schmerzlindernd und beschleunigen die Regeneration der Muskulatur. Überanstrengte und ermüdete Gelenke, Sehnen, Bänder und Muskeln werden entspannt und reaktiviert. Sie werden direkt auf die beanspruchten Körperstellen auftragen und leicht einmassiert. Neben der Anwendung am Pferdebein hat das Auftragen auf die Sattel- und Gurtlage nach Belastungen zum „Refreshing“ auch einen belebenden Effekt. Durch die Förderung der Durchblutung wird die Wärme aus der Tiefe der Muskulatur, Sehnen, Bänder und Gelenke abgeführt und der Stoffwechsel im Gewebe aktiviert. In der Regel sind die Inhaltsstoffe der Kühlgele dopingfrei.
Kühlgele werden direkt auf die beanspruchten Körperstellen auftragen und leicht einmassiert.
Cool-Pads
Cool-Pads sind kleine Gelkissen, die im Gefrierschrank aufbewahrt werden. Man legt sie im Bedarfsfalle einfach auf die betroffene Stelle, aber nie direkt auf die Haut. Besser ist es, eine dünne Bandagierunterlage mit kaltem Wasser nass zu machen und sie um das betroffene Bein zu wickeln. Darauf legt man dann die Cool-Pads und wickelt das Ganze mit einer Bandage fest. Diese Konstruktion hält das Bein etwa ein bis zwei Stunden kühl. Die Cool-Pads sind mehrfachverwendbar, haben aber den Nachteil, dass man sie im Gefrierschrank aufbewahren muss. Es gibt auch Cool-Pads, bei denen durch eine chemische Reaktion Kälte entsteht, sobald man eine Kapsel im Inneren zerdrückt. Diese Kissen sind allerdings nur einmal verwendbar. Sie eigenen sich besonders für den Einsatz auf dem Turnier und können auch leicht auf einen Ausritt mitgenommen werden.
Heparinhaltige Sportgele
Kombinierte Sport-Kühlgele setzt man zur Linderung von Schmerzen und Schwellungen nach akuten Prellungen, Zerrungen, Verstauchungen, Quetschungen oder Muskelentzündungen ein. Sie kühlen und heilen zugleich. Voraussetzung ist ein ausreichend hoch dosiertes Heparin-Gel. Es wirkt gut bei stumpfen Verletzungen, denn der Zusatz von Heparin und Methylsalicylat wirkt durchblutungsfördernd abschwellend, entzündungshemmend und schmerzstillend. Heparin fördert die Resorption von Blutgerinnseln und ausgetretener Gewebeflüssigkeit und ermöglicht daher eine schneller einsetzende Regeneration der Verletzung. Kühlgele sind ohne lange Vorbereitung schnell anzuwenden und lassen sich an fast jeder Stelle des Körpers bequem auftragen. Für den Wirkstoff Heparin gilt für das Turnier eine Karenzzeit von 48 Stunden.
Gamaschen
Auch Kühlgamaschen werden für beanspruchte Pferdebeine angeboten Durch variable Klettverschlüsse wird das Vlies mit wenigen Handgriffen befestigt und kühlt den gesamten Bereich unterhalb des Karpalgelenks bis hin zum Hufbein. Die Gamaschen werden kurz in Wasser getaucht und sind sofort einsatzbereit. Die verarbeitete Faser bindet das Wasser sofort im Inneren, so dass die Stoffoberfläche nach kurzer Zeit wieder trocken ist. Das Material ist weich und sorgt für gleichmäßige Kühlung. Je nach Außen- und Körpertemperatur des Pferdes hält die Kühlung bis zu 40 Stunden an. Diese Gamaschen sind immer wieder verwendbar, waschmaschinenfest und lassen sich leicht reinigen.
Auch Kühlgamaschen werden für beanspruchte Pferdebeine angeboten.
Wasser
Natürlich können Pferdebeine auch mit Wasser gekühlt werden, wenn es richtig angewendet wird. Es reicht ein feiner dünner Strahl, den man direkt auf die geschwollene Stelle richtet, das allerdings dann über einige Minuten, sonst kommt der kühlende Effekt nicht in der Tiefe des Gewebes an. Eine weitere allerdings bei weitem nicht so effektive Methode ist ein feuchter Wickel bzw. Angussverband. Dabei nutzt man eine möglichst saugfähige Bandagenunterlage, macht sie nass und wickelt sie mit einer Bandage so fest, dass oben ein Teil der Unterlage herausschaut. Der Kühleffekt ist vergleichbar mit der Wassereimerkühlung, sofern ständig neu angegossen wird.
Doch egal wie man kühlt, bei stumpfen Verletzungen sollte es regelmäßig erfolgen, am besten mehrmals täglich bis sich eine Heilung einstellt. Ganz wichtig: Das Kühlen bei schweren oder unklaren Indikationen kann bei aller guten Wirkung niemals den Tierarzt ersetzen. Bei Unklarheiten und vor allem Lahmheiten sollte immer der Tierarzt hinzugezogen werden.
Wann warm und wann kalt?
Wärme Eine Wärmeanwendung darf nur dann erfolgen, wenn das Gelenk nicht entzündet und nicht geschwollen ist. Um Irrtümer auszuschließen, sollte Wärme zu keinem Zeitpunkt direkt auf dem Gelenk angewendet werden. Vielmehr sollte mit ausreichendem Abstand nur die Muskulatur ober- und unterhalb des Gelenks erwärmt werden.
Kühlung kann bei einem akut entzündeten und geschwollenen Gelenk eine sehr wirksame Behandlung sein. Eigentlich kann man bei jeder Verletzung kühlen. Nur wenn Blut erkennbar ist, oder bei eine Knochenverletzung möglich ist muss man das Kühlen unterlassen.
Tipp
Je weiter das zu kühlende Gelenk von der Körpermitte entfernt ist, umso kürzer sollte die Kälteanwendung dauern. Grundsätzlich gilt: Höchstens 15 bis 20 Minuten. Wenn man länger kühlt, versucht der Körper, die Kälte zu kompensieren, indem er vermehrt Blut zu der Stelle leitet. Und das soll gerade zu verhindert werden.