Brasilianische Forscher haben kürzlich die Augen von Quarter Horses mit der Gen-Krankheit HERDA (hereditary equine regional dermal asthenia) untersucht, die 3.5% der Population ausmachen. Alexandre Borges, DVM, MSc, PhD, vom Department of Clinical Science, UNESP, Univ. Estadual Paulista, Rubião Junior, São Paulo, erklärt, dass die Gen-Veränderung die Produktion von Kollagen unterdrückt.
„Pferdeaugen bestehen auch aus erheblichen Mengen von Kollagen, was bedeutet, dass okulare Abnormalitäten das Sehvermögen solcher Pferde beeinträchtigen können“, sagt er.
In der Literatur gab es kaum etwas über diese Abnormalitäten, weshalb Borges, Peres Badial, DVM, MSc, PhD und Kollegen umfassende Untersuchungen an den Augen von 10 Quarter Horses vornahmen, fünf mit HERDA und fünf ohne. Das Team identifizierte einige wichtige
– HERDA-Pferde hatten dünnere had thinner Hornhäute, besonders im zentralen und oberen Bereich;
– HERDA-Augen hatten eine signifikant stärkere Wölbung und größeren Durchmesser der Hornhaut;
– Manche HERDA-Augen wiesen eine Trübung auf.
Es gab keine Unterschiede in der Produktion von Tränenflüssigkeit oder bezüglich des Augeninnendrucks.
„Diese Resultate weisen darauf hin, dass HERDA-betroffene Pferde wichtige Veränderungen an den Augen haben, welche das Sehen beeinträchtigen können, aber es ist weiteres Forschen notwendig“, so ´Borges und Badial.
(„Ocular dimensions, corneal thickness, and corneal curvature in Quarter Horses with hereditary equine regional dermal asthenia”, Veterinary Ophthalmology).
Auch pferde können weit- oder kurzsichtig sein
Britische Wissenschaftler fanden heraus, dass Pferde nicht immer klar sehen können. Während etwa zweidrittel der Pferde normalsichtig sind, wurde bei immerhin einem Drittel eine Kurzsichtigkeit oder Weitsichtigkeit auf einem oder beiden Augen festgestellt. Dieses Wissen kann einer erhöhten Sicherheit beim Reiten dienen, sagen die Forscher.
„Derzeit beschäftigt man sich mit dem Design von Zäunen und dem Einfluss auf Unfälle, wie sie im Pferdesport häufig vorkommen“, sagt Dr Carol Hall, Lehrende an der Nottingham Trent University im UK. „Obwohl wir die Risiken des Reitsports nicht auszuschalten sind, können wir sie minimieren, wenn wir verstehen, wie das Sehen bei Mensch und Pferd differiert. Bis dato wurden Zäune nach dem gebaut, wie wir sie nach unserem Sehvermögen wahrnehmen. Wir müssen die Dinge so zu sehen lernen, wie das Pferd sie sieht.“
Und obwohl das nicht bedeuten muss, dass Pferde demnächst Kontaktlinsen oder Brillen tragen, kann die Wissenschaft doch helfen, Zäune und Hindernisse so zu gestalten, dass sie von Pferden besser wahrgenommen werden. Es bedeutet auch, dass Sehtests helfen können, junge Pferde mit gutem Sehvermögen für eine Performance-Karriere auszuwählen.
Hall und ihre Kollegen haben an 333 Pferden und Ponies verschiedener Rassen Retinoscopien durchgeführt (Bewertungen der Retina). Sie haben dabei untersucht, wie gut ein Auge fokussieren kann. Sie fanden heraus, dass 68% der Pferde perfektes Sehvermögen mit beiden Augen hatten. Bei den Augen mit Sehproblemen waren etwa die Hälfte kurzsichtig und die andere weitsichtig.
„Wir wollten herausfinden, inwieweit Pferde aufgrund der Domestikation kurzsichtiger werden, weil der Mensch sie aus den weiten Flächen weggenommen hat, wo Weitsichtigkeit ein Vorteil sein kann“, sagt Dr Hall. „ Wir fanden keine Beweise, dass Pferde zu Kurz- oder Weitsichtigkeit tendieren.“
Sie sagt auch, dass die Studie interessanterweise gezeigt hat, dass es Unterschiede zwischen den Rassen gibt. Warmblüter und Kaltblüter tendieren mehr zur Weitsichtigkeit, während Kreuzungen mit Vollblütern häufiger kurzsichtig sind. Sie meint, dass dies etwas mit der Kopfform und der Position der Augen bei den Rassen zu tun haben mag.
Die Forscher fanden bei manchen Pferden in der Studie extreme Unterschiede der beiden Augen, was Einfluss haben kann auf die Art und Weise, wie Pferde bei der Arbeit reagieren (Vorliebe für eine Seite), auf ihre Schreckhaftigkeit und darauf, wie sie schlafen.
(„A retinoscopic survey of 333 horses and ponies in the U.K.“, Veterinary Ophthalmology).