Hund, Katze, Pferd & Co – die tierischen Partner sind oft auch beste Freunde des Menschen. Der Kontakt zum Tier ist ein erholsamer Gegenpol zum Alltagsstress und auch zu Einsamkeitsgefühlen. Doch damit das Zusammenleben klappt müssen Mensch und Tier sich verstehen. Neben Trainern und ‚Flüsterern’ werden nun auch mehr und mehr Tierkommunikatoren zum Beziehungshelfer.
Gespräch ohne Worte
Tilly, eine fünfjährige Briardhündin, ist fröhlich, neugierig und fast immer gut gelaunt. Aber, so vertraut sie der Tierkommunikatorin Karina Heuzeroth an, eigentlich sei sie eher zurückhaltend brauche auch mal Ruhe um ihrer Verantwortung gerecht werden zu können. Ja, sie mache sich schon manchmal Sorgen um Frauchen und habe sich vorgenommen gut auf sie aufzupassen. Und überhaupt solle, ihrer Meinung nach, doch alles geregelt ablaufen.
Das ‚Gespräch’ zwischen Tilly und der Tierkommunikatorin dauerte ungefähr zehn Minuten und kam ohne Worte aus.
Auch der Dialog mit der kleinen Schimmelstute verläuft für die Beobachter schweigend. Sie ist noch etwas misstrauisch, neu im Stall, kennt die Abläufe noch nicht und weiß auch nicht, was der Umzug für sie bedeutet. Aus dieser Unsicherheit heraus macht sie sich steif und wenn man sie reiten will schmerzt der Rücken.
„So wie zwischen Menschen Gedanken- und Gefühlsübertragung möglich sind und ständig, zum Teil auch unbewusst geschehen , so ist es ebenso zwischen Mensch und Tier möglich“, sagt Karina Heuzeroth „So schlicht ist die Tierkommunikation zu erklären“. Seit 1999 beschäftigt sich Karina Heuzeroth mit der Tierkommunikation. Neben der Einzelberatungstätigkeit und Seminarunterricht bildet sie seit 2006 Menschen aus, die sich zu dieser Aufgabe hingezogen fühle. Sie gründete außerdem den Bundesverband Tierkommunikation, dessen erste Vorsitzende sie ist. Seit 1998 arbeitet sie außerdem als Tellington TTouch-Practitioner für Pferde mit einer Zusatzausbildung für Hunde und andere Kleintiere. „Die Tellington-Methode ist die ideale Ergänzung zur Tierkommunikation“ erklärt Karina Heuzeroth „Mit den TTouches und der achtsamen Tellington-Bodenarbeit kann ich die tierkommunikatorischen Informationen „auf die Erde bringen“, mir mittels der sanften Bodenarbeit die Aufmerksamkeit der Tiere sichern und durch die TTouches physische und psychische Blockaden und Verspannungen lösen. Jeder einzelne TTouch stärkt die Bindung, jede Minute konzentrierter langsamer Bodenarbeit bringt uns und die Tiere gegenseitige Wahrnehmung“.
Die kleine Schimmelstute vom Talhof ist noch etwas misstrauisch.
Tierkommunikation ist nicht mystisch – Grundwissen ist wichtig
Sie ist der festen Überzeugung, dass jeder Mensch, der mit Tieren zusammen lebt diese Art der Kommunikation, wenn auch meist unbewusst, häufig praktiziert und man sich so gegenseitig versteht. Sie weiß, dass Menschen, die nicht mit Tieren leben über diese Idee lächeln. Sie sogar als Geschäftemacherei bezeichnen und im Einsatz zu diagnostischen oder therapeutischen Zwecken schon fast an den Rand des Kriminellen stellen. „Mein Bestreben ist es seit vielen Jahren, die Tierkommunikation zu „entmystifizieren“ und als die natürliche Sache darzustellen, die sie ist. Tierkommunikation hat tatsächlich sehr viel mit Üben zu tun.“ Entgegnet die Tierkommunikatorin ihren Kritikern „Therapien und Diagnosen sind nicht meine Sache, aber ich möchte die Menschen öffnen für die Gefühle und Sinne ihrer Tiere. Mein Ziel ist es, dass Tierhalter der eigenen Intuition wieder mehr vertrauen. Durch die Tierkommunikation kann das Zusammenleben zwischen Tier und Mensch harmonischer werden. Tierkommunikation ist nicht greifbar wie eine Frisbee-Scheibe, aber sie ist spürbar, im Herzen, im Bauchgefühl und manchmal im „Kopfgefühl“.
Die enge Verbindung zum Menschen macht Hunde zu ganz besonderen Begleitern
Viele Tierhalter werden bestätigen: Der Hund weiß schon Minuten vor der Ankunft, dass Herrchen kommt. Katzen gehen immer wieder gerade dann zu ihren Menschen, wenn diese krank oder traurig sind. Pferde reagieren auf die Nervosität ihres Reiters ebenfalls nervös. Erfolgreiche tiergestützte Therapieverfahren sind ein weiterer Beweis für das gegenseitige Verständnis. „Aber niemand muss über den Dingen schweben, um mit Tieren kommunizieren zu können. Im Gegenteil man braucht ein Grundwissen an artspezifischen Bedürfnissen und Verhalten um nicht in die „Falle“ der Eigenprojektion und Vermenschlichung zu tappen“ meint Karina Heuzeroth. Der partnerschaftliche Umgang mit dem Pferd und das Verständnis für seine Sorgen und Probleme ist für sie deshalb auch eine Frage des Wissens rund um Gesundheit, Pflege und Ausbildung des Pferdes, Haltungsbedingungen, Fütterung und Reitweisen.
Und die Tierkommunikatorin hat einen berühmten Mitstreiter. Die Legende sagt, dass Franz von Assisi, der heilige Franziskus, mit den Tieren sprechen konnte. In der berühmten Vogelpredigt sprach zu den Vögeln und einem wildernden Wolf machte er klar, dass er sich nicht so verhalten kann und er lebte dann friedlich mit den Menschen zusammen. Franz von Assisi war den Tieren ohne Vorurteile ganz nah und das ist vielleicht ist eigentliche Geheimnis der Tierkommunikation.
Weitere Infos unter: www.tiergefühle.de
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